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30. Januar 2019
 
Samstag, 23. Oktober. 2004

"Verantwortung ist Sauerteig der Gesellschaft"

Kultusministerin Dr. Annette Schavan hielt ein Plädoyer für weniger Staat und mehr Freiheit

Bronnbach. Ruhig aber durchaus energisch, klar und standhaft in der Sache, so wirkte die baden-württembergische Kultusministerin Dr. Annette Schavan bei ihrem Vortrag zum Thema "Was hält die moderne Gesellschaft zusammen?" Die Veranstaltung im Bernhardsaal von Kloster Bronnbach war die 16. in der Reihe "Zukunft gestalten - Rotary im Gespräch" des Wertheimer Rotary Clubs.


Dr. Rudolf Lachenmann, stellvertretender Wertheimer Rotary Präsident, hatte die Ministerin als Gesellschaftspolitikerin vorgestellt, die mehr als nur ihr Ressort im Blick habe und deshalb bundesweit Gehör finde.


Dieser Einschätzung wurde Schavan bereits in ihren Sätzen gerecht: "Wie sichern wir die Solidarität in der Gesellschaft?", fragte sie oder "Was ist eine wirklich vernünftige Steuergesetzgebung der Zukunft?" Konkrete Lösungen hatte sie gerade auf die letzte Frage nicht parat, dennoch vermittelte sie Denkansätze mit ihrem wahlplakatfähigen Plädoyer für mehr Freiheit zur Verantwortung. Bei allen Debatten um Reformen und Werte, so die Ministerin, bleibe ihr die Kultur zu sehr außen vor. Die ökonomische Leistungsfähigkeit nämlich habe auch etwas zu tun mit der Mentalität und damit gleichsam mit dem kulturellen Hintergrund einer Gesellschaft.


Eine Verschiebung der Ordnung im Verhältnis von Bürger und Staat stellte sie für die vergangenen drei Jahrzehnte fest. Die Gesellschaft habe sich stark ausdifferenziert und in Partikularinteressen gespalten. Immer mehr gesetzliche Ansprüche seien verankert und in diesem Zuge die Selbstständigkeit als Schinderei betrachtet worden. Kurz: es habe sich eine Mentalität herauskristallisiert, in der die "Lebensqualität als eine vom Staat versprochene Zusage" betrachtet werde. Von dieser Grundeinstellung, so Schavans Quintessenz, müsse Abstand genommen werden, weil die Kosten zum einen nicht mehr zu tragen sind und damit zum anderen eine qualitativ völlig neue Situation entsteht.


Als Lösung plädierte die Ministerin für ein neues Bürger-Staat-Verhältnis und damit für einen Wandel der Rundum-Versorgungsmentalität. Schavans Schlüsselwort heißt Verantwortung, denn für sie ist "Verantwortung der Sauerteig der Gesellschaft". Kräfte dürften nicht gebunden, sondern müssten frei gesetzt werden, Jugendliche gelte es zu ermutigen und zu ermuntern, damit sie einen verantwortlichen Umgang mit der Freiheit erlernen und letztlich für sich selbst sorgten. Dann, so Schavan, könnte sich der Staat mehr auf die Kernaufgaben konzentrieren. Im Klartext heißt das: Die soziale Hängematte muss zur echten Not-Pritsche werden.


Die Voraussetzung für mehr Freiheit sei, dass eine Gesellschaft um ihr kulturelles Erbe wisse. "Eine Gesellschaft, die nicht mehr weiß, was sie leitet und prägt und dies nicht mehr formulieren kann, ist eine auseinanderfallende Gesellschaft", so Schavan. Der Umgang mit Sprache gehöre dazu, die Kommunikation der Generationen, durch die letztlich Werte vermittelt werden, und die europäische christliche Tradition.


"Wir sind bei aller Geschwätzigkeit eine sprachlose Gesellschaft geworden", monierte die Ministerin und räumte dem Zusammenhalt durch Sprache einen hohen Stellenwert ein. Und zur kulturellen Substanz einer Gesellschaft gehöre auch die Bildung, die nicht zuletzt durch Sprache vermittelt werde. hvb


© Fränkische Nachrichten   –   23.10.2004  



 



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