"Es war an der Zeit", sagt Hannes Münch, Präsident des Rotary Clubs Stuttgart-Weinsteige. Sein Club hat in diesem Jahr erstmals zwei Frauen zum Mitglied ernannt, zwei weitere stehen kurz vor der Aufnahme.
Stuttgart-Weinsteige hat als zweitältester Club im Distrikt eine lange Tradition. Da war der Antrag, Frauen aufzunehmen, schon etwas revolutionär.
"Es ging nicht ganz locker durch", sagt Münch rückblickend, "aber mit guten Argumenten konnten wir auch die Zögerlichen überzeugen." Da hatte es der Club Stuttgart-Solitude etwas leichter. Er wurde vor sieben Jahren als gemischter Club gegründet. "Ich möchte nicht in einem reinen Männerclub sein", sagt Präsident Bernhard Kulisch. Er ist sich sicher: "Wir werden in den nächsten Jahren immer mehr Frauen bei Rotary sehen."
Die Frauen seien sehr aktiv, sie seien sozial eingestellt und stünden im Beruf ihren Mann. "Wir können uns den Frauen nicht verweigern", meint Kulisch und geht sogar noch einen Schritt weiter: "Frauen sind die besseren Rotarier." Dies nicht zuletzt aufgrund ihrer sozialen Kompetenzen und ihres Engagements.
Während im Club Stuttgart-Weinsteige Frauen zahlenmäßig noch keine sehr große Rolle spielen, stellen sie bei Stuttgart-Solitude gut ein Drittel der Mitglieder. Ausschüsse und Vorstände werden hier nach Möglichkeit paritätisch besetzt. Das Präsidentenamt übernimmt abwechselnd ein Mann und eine Frau.
"Man hat uns anfangs als New Generation Club bezeichnet", sagt Kulisch. Aber als solchen hätten sie sich selbst nie gesehen. "Bei uns gilt dasselbe Reglement wie anderswo." Und dennoch werden die Clubmitglieder häufig gefragt, wie das denn so funktioniert mit Damen. "Ganz einfach", lacht Kulisch. "Die Frauen essen zu Mittag wie wir Männer auch."
Etablierten Clubs raten Kulisch und Münch, die Diskussion über die Aufnahme von Frauen "entspannt" anzugehen. "Freundschaft ist das Prinzip, auf dem Rotary basiert. Gerät diese durch eine solche Diskussion in Gefahr, dann sollte man den Club belassen, wie er ist", meint Bernhard Kulisch.
An genügend Frauen, da sind sich die beiden Präsidenten einig, wird es auf jeden Fall nicht mangeln.
Hierbei liege es an den Clubs selbst, sich nach geeigneten Kandidatinnen umzuschauen und diese in letzter Konsequenz dann auch tatsächlich für eine Neu-Mitgliedschaft vorzuschlagen. Eine Absichtserklärung, Frauen aufzunehmen, reiche nicht aus. Sie müsse auch in die Tat umgesetzt werden.